Vorsichtige Frage wegen Coriolus beim Wellensittich

  • Hallo,


    ich hatte ja letztes Jahr schon mal geschrieben, dass ich einen Wellensittich-Patienten hatte, der an PBFD litt, das ist diese schreckliche Gefiederkrankheit, bei der ein Virus - fast sowas wie HIV zuerst die Federn angreift und dann das Immunsystem. Normalerweise leben diese Wellis nach Ausbruch der Erkankung noch ca. zwei Jahre.


    Ich bekam den Coriolus empfohlen. Den streute ich auch über das Futter in sehr geringer Dosierung, da es sich um den Extrakt handelte. Mit 1 Kapsel habe ich 4 Vögel mehrere Tage versorgt (ca. 3 - 4 Tage) - soviel zur Dosierung, da mir eine genaue Dosierung nie genannt wurde und ich das selber ausprobieren musste. Ich habe eine Tagesdosis Futter für alle 4 Wellis angefeuchtet und es mit dem Pilzextrakt benetzt, vermischt und dann auf die Näpfe verteilt.


    Ich bin so im August damit angefangen und habe es kurweise für ca. 4 Wochen angewendet, dann wieder pausiert und dann irgendwann wieder eine Kur.


    Im Februar verstarb eines meiner Vögel an einer akuten Nierenentzündung sowie Nierengicht, dem ging eine 14tägige Leidensphase voraus, Durchfall, Appetitlosigkeit, Schwanzwippen, Lähmung der Beine. Der Tierarzt hat einen erhöhten Harnsäuregehalt festgestellt, sowie eine vergößerte Niere, er hat alles versucht, aber er war nicht zu helfen, da er für zu aufwendige Untersuchungsmethoden und Behandlungen zu sehr geschwächt war. Er war erst zwei Jahre alt.


    Einen Monat später fing der an PBFD erkrankte Welli zu kränkeln, Kot etwas flüssig, Schwanzwippen, Probleme mit einem Füßchen, wahrscheinlich Schmerzen. Knötchen am Flügel (Gicht?). Gewichtsabnahme, starke Müdigkeit.Wahrscheinlich eine vergrößerte Niere. Ich musste ihn einschläfern lassen, weil er sehr schnell abbaute.


    Diese Tage musste ich meinen 13jährigen Wellensittich einschläfern lassen. Er war zwar älter und etwas dicklich, nahm aber plötzlich immer mehr ab, nachdem sein PBFD-Freund gestorben war, er lahmte mit einem Fuß (da er Arthrose hatte, dachte ich, er sei hängen geblieben), dann wurde sein Kot breiig und er hing über der Stange und hatte starke Schmerzen, zu dem Zeitpunkt wurden am Fuß die Gichtknoten sichtbar, die jeden Tag dicker und mehr wurden (nur an einem Fuß). Er bekam Schmerzmittel und etwas für die Niere und es wurde eine vergrößerte Niere festgestellt. Aber es wurde so schlimm, dass ich sein Leiden nicht mehr mit ansehen konnte. Der Harnsäuregehalt war zu hoch und ging einfach nicht mehr runter.


    Jetzt haben insgesamt drei Vögel schwere Nierenprobleme bekommen, sie waren in unterschiedlichen Käfigen untergebracht, Zinkvergiftung oder andere Vergiftungen ausgeschlossen, einzige Gemeinsamkeit: die Coriolus-Kur. Könnte das sein, dass der Corilous-Extrakt, obwohl ich es vorsichtig dosiert habe, die gemeinsame Ursache war? Ich mache mir jetzt Vorwürfe, ich wollte allen helfen, das Immunsystem zu verbessern und habe anschließend drei Vögel innerhalb kurzer Zeit verloren und alle hatten eine Nierenproblematik.


    Mit freundlichem Gruß
    Sonnenfrau

  • Liebe Sonnenfrau,


    der Coriolus wird u.a. zur Therapie von Gicht eingesetzt. Außerdem wirken die Pilze regulierend, so dass ich mir nicht vorstellen kann, dass Deine Welli-Sterbefälle mit der Gabe des Coriolus zu tun haben.
    Leider kommt die Gicht mit den Nierenproblemen bei Wellis häufig vor, ebenso wie Tumore an der Niere und ich ich denke, dass das Immunsystem der Wellis einfach durch den Virus (PBFD) geschwächt war. Auf so einem "Boden" können dann leider auch andere Erkrankungen entstehen.
    Grundsätzlich würde ich Dir davon abraten, Vogelfutter anzufeuchten, da es sehr leicht mufflig/schimmelig wird. Gib´ in Zukunft lieber den trockenen Extrakt auf die Körner oder z.B. auf ein bißchen Vogelmiere oder Salat oder Obst.


    Liebe Grüße :)


    Corinna

  • Liebe Sonnenfrau,


    da schließe ich mich Corinna an. Bitte auf keinen Fall anfeuchten, da das Milieu für Schimmelbildung dann einfach gegeben ist.


    Wie Corinna schon geschrieben hat, wird der Coriolus auch bei Gicht eingesetzt sowie zur Unterstützung de Niere.

  • Ich danke euch für die Antworten.


    Es ist zwar schade, dass die Gicht dermaßen stark ausgebrochen war, dass aber auch gar nichts mehr half, aber das lag dann wohl eventuell doch am Alter und am kurz bevorstehenden Nierenversagen.


    Liebe Grüße
    Sonnenfrau

  • Ich würde die Beobachtung jetzt mal nicht so einfach "wegwischen". Da kann was dran sein, ich sage wohl gemerkt kann, muß nicht. Kann natürlich auch so sein, wie ihr vermutet.


    Vögel haben eine durchlässigere Blut-Hirn-Schranke als Säugetiere. Bei Hunden gibt es ja den bekannten MDR 1 Defekt, also Hunde ohne funktionierende Blut-Hirn-Schranke. Einige der Wirkstoffe die bei diesem Defekt die meisten Probleme machen, sind Wirkstoffe die aus Pilzen gewonnen wurden, wie z.b. das Ivermectin. Das Problem dabei ist ja, dass durch die defekte Blut-Hirn-Schranke mehr Wirkstoff ins Gehirn gelangt als bei intakter und nicht so schnell wieder abtransportiert werden kann, weil beim MDR 1 Defekt ein Transportprotein fehlt, das dafür zuständig wäre. Diese Schranken gibt es auch an anderen Organen. Hunde mit dem Defekt sterben an Multiorganversagen ( Leber, Niere ) wenn Vergiftungen auf Grund des Defektes auf treten.


    Ich hab in Gießen ( die Uni die in Deutschland an dem Defekt bei Hunden forscht ) schon mal nach gefragt, bezüglich der Anwendung von Vitalpilzen bei Hunden mit MDR 1 Defekt. Die Antwort war: man kann nicht einschätzen ob es bei der Anwendung zu Problemen kommen kann, weil man nicht genau weiß, was in den Pilzen alles drin ist an Wirkstoffen und was sich wie beeinflusst.


    Wie gesagt, das sind alles Vermutungen, weil noch niemand getestet/ausprobiert hat, wie sich die Pilze auf Lebewesen ohne vollständige Blut-Hirn-Schranke auswirken. Die lange Erfahrung beruht ja auf Lebewesen die eine vollständige Blut-Hirn-Schranke haben, nämlich Menschen und Säugetiere.



    Von daher sollte man die obige Beobachtung vielleicht im Hinterkopf behalten.



    Lieben Gruß


    Gabi

  • Liebe Gabi,


    das ist ein wertvoller Hinweis von Dir, danke!
    Bis jetzt gab es noch nie Probleme bei Vögeln und ich habe eine THP-Kollegin, die sehr viel mit den Pilzen bei Vögeln "arbeitet", daher war ich mir sicher.
    Aber es heißt in der Medizin ja immer "es gibt nichts, was es nicht gibt" - in jeglicher Hinsicht.


    Liebe Grüße :)


    Corinna

  • Hallo Gabi,


    vielen Dank für den Hinweis. Ich kann nur sagen, dass ich einen Hund seit 3 Jahren in meiner Praxis behandle, der auch diesen Defekt hat. Hier gibt und gab es in all den Jahren keinerlei Probleme. Trotz allem ist es natürlich interessant.

  • Ja, leider werden unsere Lieblinge nicht so alt wie wir uns das wünschen würden

    Der zuletzt an Gicht erkrankte, wurde zum Glück doch noch 13 Jahre alt.


    Ich finde den Hinweis auch sehr wertvoll. Dass die Lebensuhr des 13jährigen bald abläuft, habe ich schon vor einem Jahr geahnt, dass ein zweijähriger und der PBFD-infizierte Welli so plötzlich erkrankte bzw. die Krankheit einen deutlichen Sprung machte, habe ich nicht erwartet, da ich ja dachte, ich hätte dank der Pilze jetzt das Mittel, um die Organe zu stärken u. dass die Vögel durch die Bank alle so wenigstens die 8-Jahres-Marke erreichen (weil mehr kann man heute wirklich nicht mehr erwarten wegen der Überzüchtung).


    Wegen der Blut-Hirn-Schranke - dürfen dann Vögel überhaupt Vitamin B12 nach einer Antibiotika-Kur zu sich nehmen? Denn dadurch können Gifte ja eventuell auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden.


    Liebe Grüße
    Sonnenfrau

  • Hallo Gabi,


    vielen Dank für den Hinweis. Ich kann nur sagen, dass ich einen Hund seit 3 Jahren in meiner Praxis behandle, der auch diesen Defekt hat. Hier gibt und gab es in all den Jahren keinerlei Probleme. Trotz allem ist es natürlich interessant.


    Hallo Petra,



    wenn es Probleme gibt, dann sicherlich nicht mit allen Pilzen, die sind ja sehr unterschiedlich in ihrer Zusammensetzung und auch in ihrer Wirkung, Extrakte enthalten ja deutlich mehr Wirkstoff als Pulver, das dürfte auch einen Unterschied machen.


    Es kann auch durchaus nicht passieren bei allen Pilzen, nur wie sie in Gießen richtig sagten, es gibt keine Erfahrungswerte, die man abrufen könnte und einige der gefährlichsten Wirkstoffe, stammen aus Pilzen.


    Lieben Gruß


    Gabi

  • Wegen der Blut-Hirn-Schranke - dürfen dann Vögel überhaupt Vitamin B12 nach einer Antibiotika-Kur zu sich nehmen? Denn dadurch können Gifte ja eventuell auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden.


    Liebe Grüße
    Sonnenfrau


    Frag doch mal in einer Tierklinik nach die sich auf Vögel spezialisiert haben ob es da Erfahrungswerte gibt ( Notfalls in einem Vogelpark ).



    Lieben Gruß


    Gabi