Hallo Jim,
danke für Deine Erklärung. Ich halte es- wie gesagt- für wichtig, den eigenen Standpunkt klar und verständlich zu machen, damit im Vorfeld verstanden werden kann, aus welcher "Ecke" heraus jemand argumentiert. Das erleichtert eine Debatte ungemein und kann einer pauschalen Vorverurteilung entgegenwirken.
Ich toleriere es, wenn jemand sich zwar gegen Massentierhaltung ausspricht, unter anderen Umständen aber ( bessere Haltung der Tiere) den Verzehr von Fleisch nicht prinzipiell ablehnt.
Verstehen (!!) und akzeptieren kann ich es aber nicht- und muß ich zum Glück ja auch nicht.
Es besteht keine Not-wendigkeit (mehr), Tiere zu töten, um unser eigenes Überleben zu sichern. Eben aus dieser nicht vorhandenen Notwendigkeit heraus lehne ich den Fleischverzehr an sich - unter anderem- ab.
Du beschreibst unter anderem die spirituellen Folgen des Fleischverzehrs in der Form, welche Auswirkungen die Leiden der Tiere auch auf unseren Körper haben, z.B. Stresshormone. Andererseits aber sprichst Du Dich nicht prinzipiell gegen den Fleischverzehr aus. Ich empfinde das als widersprüchlich. Hier schreibst Du: Wir nehmen die Angst und Qual der Schlachttiere in uns auf, die Spaltprodukte der Stresshormone, die Antibiotika, Wachstumshormone, Anabolika und wundern uns, daß wir die Quittung kriegen.
Und hier: .., weil ich nicht grundsätzlich gegen Fleischverzehr bin.
Jeder muß das mit sich selber ausmachen - Wenn einer damit leben kann, daß Tiere getötet werden, um sie zu verspeisen, ..
Verstehe ich das also richtig: Du weißt also um die physiologischen Vorgänge im Tier unter Stress und seine Auswirkungen auch auf unseren Organismus, bist aber bereit, das "mit Dir selbst auszumachen" und die Konsequenzen daraus zu tragen?
Ich meine, wer glaubt, ein artgerecht gehaltenes Tier wird auch artgerecht geschlachtet, täuscht sich gewaltig. Es gibt kein humanes Schlachten. Ein Schlachtvorgang ist IMMER ein Akt der größten Gewalt. Und selbst wenn der Tötungsvorgang schnell und relativ schmerzlos vor sich gehen sollte, so ist die Zeit des DAVOR für das Tier ähnlich wenn nicht gleich schrecklich wie für das Tier im Akkordschlachthof, wo es stehen und zusehen muß, wie die Vordere getötet wird. Tiere sind druchaus in der Lage, das Kommende zu erahnen, zu riechen, zu spüren. Mit ensprechend körperlichen Reaktionen.
Daher halte ich auch das Fleisch eines " Biotieres" nicht für gesund. Auch dieses enthält sämtliche Informationen bezüglich des Todes mittels Gewalteinwirkung von aussen.
Leider schätzen wir das tierliche Leben an sich imer noch zu wenig, als das wir begreifen könnten, was wir ihm eigentlich antun. Wir nehmen im SEIN Leben. Das einzige, das es hat und an dem es genauso hängt wie wir oder jedes andere Individuum. Es hat einen quälbaren Körper wie wir, es atmet dieselbe Luft wie wir, es ist darauf ausgerichtet und von der Natur entsprechend ausgestattet, sein Leben zu retten und zu erhalten wenn Gefahr im Verzug ist. All das nehmen wir ihm- für den fragwürdigen Genuß eines Bissen Fleisches.
Schocktherapie: nun- nötig oder vielleicht doch fragwürdig. Die Fernbedienung ist geduldig. Die Leute zappen weg. Wenn denn mal einer wirklich geschockt ist und das dann auch noch nachhaltig, dann führt das in der Regel zum Fleisch"verzicht" und nicht zur Fleischreduktion. Zumindest meine Erfahrung.
Den Fleischkonsum zu reduzieren ist ein unabwendbares Muß, das jedem vernünftigen und verantwortungsvollem Menschen klar sein müßte- mit entsprechend eigenem Handlungsbedarf . Ich begrüße und befürworte es, sehe dies aber eben bei weitem nicht als Ende der Fahnenstange an.
Ich finde es bedauerlich und sehe da noch viel Informations- und Aufklärungsarbeit vor uns liegen, dass immer noch zuviele Menschen den Vegetarismus/ Veganismus gleichsetzen mit Verzicht, Askese, Enthaltung und Einschränkung vermeintlicher Lebensqualität. Das Gegenteil ist der Fall. Das Wissen, dass zumindest für die eigene tägliche Ernährung kein Tier sein Leben hat lassen müssen, man selbst nicht mitverantwortlich ist für Leid, Blut und Angst des einzelnen Geschöpfes kann trotz Wissen um dessen, was täglich den Tieren angetan wird, ein großes Gefühl des eigenen inneren Friedens vermitteln.
Wenn jeder vor seiner eigenen Haustüre kehren würde- wäre die Welt sauber. Ich kann daher nur bei mir selbst anfangen, vor meiner Türe, in meinem Haus, in meiner Küche usw. , und das leben, wovon ich innerlich zutiefst überzeugt bin.: einem Tier sein Lebens-RECHT zugestehen, das es hat, einfach deshalb, weil es DA ist, existiert und nicht , weil ich als vermeintlich über ihm stehende Spezies es ihm nehmen oder geben kann, wie ich möchte.
In diesem Sinne...
Grüße
Julia