Symptomatische Behandlung einer kranken Gesellschaft

  • Liebe Forumfreunde,


    es ist schon traurig mitzubekommen, wie nach den Amokläufen der letzten Monate die Politiker und Ihre parteiischen Sprachrohre (Medien und Moderatoren) meinen die perfekte Lösung gefunden zu haben für eine in Entartung gegangene Gesellschaft......Entmündigung und totale Kontrolle einer Herde, die man dorthin treibt, wo man sie haben will.


    Verboten werden ab sofort alle spitzen Gegenstände, Messer, Beile, Schwerter, Motorsägen, große Autos, Sprengmittel, Gifte, Fäuste,Kampfsportler, Kampfhunde,Schlangen, zu starke Menschen allgemein und alles , was potentiell für die Menschheit gefährlich werden könnte. Einen Menschen, der warum auch immer sich entschlossen hat Andere in den Tod zu reissen und auch seinem Leben ein Ende dabei zu setzen, wird nichts und niemand stoppen können- diese Personen werden sich immer die Mittel besorgen, um ihr Ziel zu erreichen. Selbstmordattentäter sind im Trend der Zeit -- sei es um ins Paradies zu kommen oder um tiefe Frustration und entgangene Zuwendung in einer beispiellosen Neidgesellschaft zu bestrafen- wie blöd und dreist sind die Herren eigentlich , die unsere Geschicke lenken - die sich bei jeder erdenklichen Möglichkeit ihre eigenen Bezüge und Pensionen erhöhen, während ein großer Teil ums Überleben kämpfen muß! Längst ist bekannt , daß die Horrovideos und Videospiele in der Lage sind, Tötungshemmungen abzutrainieren - längst weiß man , daß die Überfütterung mit Negativmeldungen und 24 Stunden Mord und Totschlag im Fernsehen jeden Menschen auf Dauer krank machen - was wird denn hier geändert???


    Die politische Führung meint, daß es dann, wenn man alles Gefährliche verboten hat, viel einfacher wird - es gibt dann nur mehr eindeutig gut oder böse - keine Grenzgänger mehr, die ur-plötzlich vom braven Staatsbürger zum Mörder werden - alle bisherigen Amokläufer zeigten Auffälligkeiten, die ignoriert wurden. Weil in dieser Welt eben keiner auf den Anderen schaut. Brave Familienväter werden am Wochenende auf den Bundesautobahnen zu gefährlichen potentiellen Totschlägern - wenn sie bei Tempo 160 dem Vordermann auf 3 - 5 Meter Abstand auffahren - aus Zeitdruck, Frust, mangelnder Anerkennung oder einfach Rücksichtslosigkeit. Und was ist mit den Brückenattentäter, die Holzblöcke und Betonplatten auf Autobahnen werfen??


    Die gibts dann wahrscheinlich auch nicht mehr, wenn es keine Jäger und Sportschützen mehr gibt.....


    Warum wird nicht in Sicherheit an Schulen , Gerichtsgebäuden und öffentlichen Einrichtungen etc. investiert?


    An Flughäfen funktionieren die Kontrollen ja auch hervorragend - warum sollte es an Schulen nicht so eine Schleuse geben , bis die Mode Amoklauf und damit Held werden, wieder uncool ist.


    Warum gibt es keine geschulten Schulpsychologen, die im Vorfeld erkennen, ob psychisch gefährdete Schüler - man kann es auch "Schläfer" nennen - in den Klassen vorhanden sind. Warum versucht man nicht diese Gesellschaft kurativ zu behandeln - Werte schaffen ,De - Eskalationstechniken, Respekt und Rücksicht gegenüber den Mitmenschen als Schulfach. Die kurative Lösung wäre auch Erziehung zur Verantwortung - gerade, wenn man alles verbietet, was gefährlich ist, wird das bekanntlich besonders interessant. Und bei einer derartigen Präsenz von krimenellen Mächten , wie in den reichen Industrieländern, ist es ein Kinderspiel alles zu bekommen, was man so haben will. Warum gäbe es sonst Leute, die riesige illegale Waffenarsenale mit Kriegswaffen haben??


    Auf jeden Fall ist es eine dumme Lösung alle "spitzen Gegenstände" zu verbieten - weil dann der Mensch automatisch einen besseren Charakter bekommt........aber so ist die Denkweise - symptomatisch, ja nicht kurativ-ganzheitlich!


    Die Zukunft hat begonnen - bald sind wir hundertprozentig unter Kontrolle und in allem manipulierbar - und dann Gnade uns Gott, ein schönes Europa als geschlossene Abteilung.......


    LG- JIM ?(

    Einmal editiert, zuletzt von Dr. Heinz Knopf ()

  • Wie recht Du doch leider hast! Dieses Thema beschäftigt mich auch sehr! Vor allem natürlich das Thema Schule, da mein Sohnemann 11 Jahre alt ist (6.Klasse). Das größte Problem in meinen Augen sind die großen Klassen (alle weit über 30 Schüler - viele Problemschüler dabei, wie die Lehrer betonen) - da ist für den "normalen" (unauffälligen) Schüler keine Zeit (Originalton der Klassenleitung!). Dazu der Lehrermangel, und der Schulstoff, der mit Gewalt durchgepaukt wird. Es ist zum Haare raufen. Unser Schulsystem ist wirklich schlecht und total veraltet!! Und das betrifft nicht nur staatliche Schulen! Wenn sich die Eltern nicht genügend Zeit nehmen, gehen die Kinder oft komplett unter! Dazu die "Verrohung" durch zahlreiche, brutale Ballerspiele - genau, wie Du schreibst...Hier sind Eltern und Gesellschaft gefordert!! Da muß man nachgucken, hinterfragen, und sich auch mal trauen, als "doofe" Mama dazustehen, wenn bestimmte Spiele und Filme verboten werden. Da die Kinder unsere Zukunft sind, sollten wir in sie investieren, und zwar mit unserer Zeit und nicht nur mit unserem Geld! Denn auch Kinder von reichen Eltern können verwahrlosen, wenn man sie vor Fernseher, PC, etc. "parkt".


    Es ist allerhöchste Zeit umzudenken! Da muß sich jeder selbst an die Nase fassen! Und auch mal ermahnend (oder im Notfall mit Polizei) einschreiten, wenn man z.B. sieht, dass sich 14-15 jährige am Skaterplatz sinnlos betrinken oder Flaschen zerschlagen! (Nicht denken: was geht mich das an!!!) Wer wegsieht, macht sich mit schuldig!


    Gottseidank gibt es auch viel Positives auf unserer Welt. Das dürfen wir nicht vergessen! Aber leider kommt so was selten in den Nachrichten (zu langweilig?) ?( ! In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir den Blick für die schönen Dinge schärfen, und mit gutem Beispiel voran gehen, denn wenn keiner anfängt, macht auch niemand mit! :thumbsup:


    Liebe Grüße


    CorinnaS

  • 8o Liebe Corinna,


    Ich bin als Sohn eines Jägers aufgewachsen , die Gewehre samt Munition waren immer offen zugänglich für mich - aber ich hatte einen Riesen Respekt davor, weil es mir erklärt wurde , wie verheerend die Wirkung ist - ich habe auch mit Freunden in Kiesgruben mit der Schrotflinte meines Vaters geschossen , aber auf Blechbüchsen - und wir haben höllisch aufeinander aufgepasst, daß nichts passiert.....Nicht die Waffen sind schuld, sondern einzig der Mensch, daß es Kriege, Mord und Totschlag gibt.


    Du hast völlig recht , es gibt nicht allzuviel gute Lehrer , viele von den schlechten Lehrern werden dann irgendwann mal Politiker.... ( es gibt auffallend viele Ex- Lehrer unter denen) und ich muß zugeben, daß es auch die vielen guten Lehrer oft verdammt schwer haben mit der Jugend.Ich habe sieben Jahre meines Lebens als Schüler im Kloster Ettal zugebracht - bis zum Abitur. Das war meine Rettung , denn ich war in München in der staatlichen Schule ein miserabler, stinkfauler Schüler. Als ich dann auch noch zum Randalieren angefangen habe, hat mich mein Vater eines Tages völlig unverhofft am Schopf gepackt und nach Ettal gefahren. Dort bin ich in eine eigene - benediktinische Welt eingetaucht - Schüler wurden nach Interessen und Neigungen gefördert, es gab gegen Beteiligung am Schultheater auch hochqualifizierte Nachhilfestunden z. B. in Mathe , Musik und Sport wurden sehr intensiv als mentale Stärkung und meditative Instrumente an die Schüler weitervermittelt - wenn man mal aussichtslos scheinenden Streit hatte mit einem Lehrer wurde angeboten auch mal mit Boxhandschuhen in den Ring zu steigen - als aufsässiger 16 Jähriger hat man sich dabei gegen einen 75-jährigen Pater eine blutige Nase und drei Tage Kopfweh eingefangen und dann verstanden, daß konfliktfreie Dialoge und De- Eskalation im Leben eine tragende Rolle spielen.......Schon während der Schulzeit wurden wir mit Naturheilverfahren und Präventivmedizin konfrontiert - meine Begeisterung für die Naturwissenschaft und Gesundheit wurde während dieser Jahre im Kloster Ettal gweckt --es hat soviel Spaß gemacht in dieser Schule , daß aus mir Versager immerhin noch ein Eins ,Komma- Abiturient wurde. Die Vermittlung humanistischer Werte , wie der Achtung vor dem Leben aller Kreaturen , dem Glauben, dem positiven Denken, dem Vertrauen in Gott und die Liebe , der Fähigkeit zur sozialen Kompetenz ,der Rücksicht und der Freude anderen Menschen Gutes zu tun hat funktioniert - ....Man muß sich heutzutage schon verdammt abschotten, um nicht ins Negative umgelenkt zu werden - die Medien überfüttern uns mit Dreck, der uns physisch wie psychisch überlastet, bis man entweder krank oder aggressiv wird - wenn man dann auch noch Spiele spielt bei denen man durch das massenhafte Töten Anderer zum Helden mystifiziert wird, fangen die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt an zu verwischen.......


    LG- Jim

  • Meiner Meinung nach sollte mehr Augenmerk auf "Alternativen" gelenkt werden.


    Welche Alternative habe ich, wenn mein Kind "nervt" und ich es eben NICHT vor dsem Fernseher abparken will?


    Welche Alternative habe ich, wenn mein Kind aus der Schule nach hause kommt und wieder "gemobt" wurde?


    Welche Alternative habe ich, wenn mein Kind auf nichts mehr "Bock" hat, weil alles egal geworden ist?


    Welche Alternative habe ich, wenn es generell darum geht ein Kind zu bekommen? -> Kinder bekommen Kinder......... = WARUM ?????


    Ich bin als Kind auf dem Land groß geworden und hatte IMMER Alternativen zum Fernseher. Da wurde raus gegangen an den Bach und es wurden Dämme gebaut oder Erdlöcher und man spielte Steinzeitmensch oder rannte durch die Felder und "baute" sich Labyrinthe. Oder man ging zum Bauern und half auf dem Hof mit, weil es wie ein Abenteuer erschien (so haben es einem die Erwachsenen jedenfalls verkaufen können und es hat geklappt :D ).


    Auch bei uns fing es schon an, daß nach der Grundschulzeit die Klassen zu groß waren und man meinte, daß alle auf dem Gymnasium gleich gut sein müssten.................Stoff durchziehen und wer nicht mitkommt, hat selbst schuld, weil er nicht aufgepasst hat. Lehrer die zu "modern" (zu sozial....) waren, wurden nach ihrer Refrendarzeit eben NICHT genommen, stattdessen wurden die alten (die schon fast scheintot waren) auf Biegen-und-Brechen weiter eingeplant, auch wenn es immer mehr "Meldungen" wegen körperlicher und seelischer "Angriffe" gab.


    O.k., das ist jetzt um die 25 Jahre her, aber anstatt daraus zu lernen, hat sich alles noch verstärkt und meiner Meinung nach deshalb, weil viel zu viele ihren Mund nicht aufmachen und sich wehren!


    "Nein, das kann man nicht machen. Was sollen denn die Nachbarn sagen, wenn ich mich dagegen äußere?"


    Und je länger eine Geselllschaft sich nicht auflehnt und so mehr "versumpft und verstumpft" sie.


    Unmündig gemachte Mitläufer, die ja nicht auffallen wollen und den Preis dafür zu zahlen haben.


    Was soll so jemand denn dann seinem Kind beibringen? Ist doch klar, wenn dann daraus eine Art Protest (nur leider in die falsche Richtung, denn Protest ist ja nicht generell schlecht, sondern gehört zum Abnabelungsprozess dazu) entsteht. Wenn auch auf Kosten des eigenen Kindes lieber auf die Meinung der anderen geachtet wird und nicht auf die Gefühle des Kindes, dann KANN daraus keine Selbstachtung und kein Selbstvertrauen wachsen. Dann fehlt es auch an ehrlicher Liebe und die sucht sich die Tochter/der Sohn dann eben selbst. Sehr wahrscheinlich aber meist auf die falsche Art und Weise, denn wenn ich mir angucke, wieviele Mädchen schon mit 15 Jahren bis zu 10 verschiedene SEXpartner haben, dann wirds mir übel. Vor kurzem gab es einen interessanten Beitrag im Fehrnsehen, wo ein Sozialarbeiter in Berlin eine Umfrage unter den Jugendlichen machte, in der eben rauskam, daß alle (es waren glaub ich um die 70 Befragte im Alter von 13-17) durchschnittlich 10 mal schon mit jemandem geschlafen haben und es ging dabei nie um Liebe, sondern gezielt um Sex, aber die Jugendlichen konnten letztendlich gar nicht wirklich sagen, was Liebe und was Sex ist.


    Und dann gibt es noch die Suche nach Liebe indem man dann eben mit 14 schwanger wird und das ganze dadurch begründet, daß man eben DOCH genausogut wie ein Erwachsener sein kann................Da stimmt doch was nicht !


    Es geht nicht um irgendwelche Spiele oder Filme ! Sondern es geht um die REALITÄT, die zum Verlust der Werte führt. Wenn ich meinem Kind das ewige vorm Computer sitzen oder Fernsehgucken verbiete, dann hab ich verdammt noch mal die PFLICHT ihm eine adäquate Alternative anzubieten. Und das bedeutet auch nicht, daß MIR das als super Alternative erscheinen soll, sondern es muss auch für mein KIND als solche erscheinen !


    Wenn ich aber weder Zeit noch Geld noch Energie habe, dann KANN ich solche Alternativen weder sehen, noch überhaupt auf die Idee kommen, daß das evtl. eine Lösung darstellen könnte.................


    Und wenn dann noch in der REALITÄT überall als wichtigstes Gut und anzustrebendes Ziel das AUSSEHEN gilt, dann ist es doch kein Wunder, wenn die Jugendlichen sich SELBST aus den Augen verlieren.


    Vielleicht sehe ich das auch falsch, aber meine Beobachtungen gehen in diese Richtung und zum Beobachten hab ich hier in Hamburg mehr als genug..........................und die meisten Fehler machen eben die Eltern und nicht die Jugendlichen, aber da dreht man sich im Kreis, denn die Eltern haben als Kind von ihren Eltern auch schon keine ALTERNATIVEN angeboten bekommen und so wird es wohl auch weiter laufen................wir werden uns vermehren, mit allen schrecklichen Konsequenzen, denn Fakt ist auch, daß immer mehr "kranke" Kinder dabei herauskommen..........................ich warte nur darauf, daß die auch immer häufigere Unfruchtbarkeit endlich "greift"........


    Generell kann ich aber eben nicht NUR Schwarz-sehen, denn so vergeude ich wertvolle Kraft, die ich sehr wohl positiv für mich und mein näheres Umfeld einsetzen kann. Ich kann bei allen Menschen um mich herum wenigstens versuchen etwas zu bewirken und vor allem kann ich für die Pflanzen und Tiere ohne Umschweife eintreten. Alleine schon für die Insekten, wie z.B. die Bienen, ohne die wir eh bald aussterben, kann ich soviele Blütenpflanzen sähen, wie es geht und das ist auch in der Stadt möglich, selst OHNE Garten !!!!!


    Es ist nicht alles schlecht, auch wenn mein Text sehr düster erscheint, ich weiß.


    Nein, wir haben so viel schönes um uns, soviele Geschenke, die wir nur erkennen müssen und da kann ich ja auch andere drauf hinweisen. Es gibt nicht viele, die so wie ich, auch stehen bleiben, wenn sie ein Amselmännchen hören. Aber es kommt immer häufiger vor, das die Leute wenigstens kurz gucken und herauskriegen wollen, was ich suche, wenn ich da irgendwo stehe und meinen Blicke über die Dächer schweifen lasse......hihihi....ich liebe die Amseln und man findet sie fast immer !!!!!!!


    In diesem Sinne: Wir sollten uns die Zeit zum Stehenbleiben zurück holen, die uns in unserer Leistungsgesellschaft so oft geklaut wird/wurde!

    "Tatsachen hören nicht auf zu existieren, nur weil sie ignoriert werden." (Aldous Huxley)

    Einmal editiert, zuletzt von Gargoyle ()

  • Lieber Jim - diese Überschrift (und der ganze Beitrag) hat mir sehr gut gefallen! Absolut auf den Punkt gebracht! Deine Kindheit und vor allem Jugendzeit war ja ganz schön bewegt :D . Kloster Ettal klingt hochinteressant und hat bei Dir offensichtlich einen sehr positiven, bleibenden Eindruck hinterlassen!! Für alle Fälle speichere ich das mal - auch wenn ich hoffe, dass ich es nicht brauche :rolleyes: .


    Liebe Gargoyle,


    auch ein prima Beitrag! Sieht fast so aus, als hätten wir "Landeier" da die selbe Meinung! :thumbsup:


    Herzliche Grüße


    CorinnaS

  • Hi,


    Ich habe Eure Berichte gelesen und fand sie sehr interessant und vor allem RICHTIG. Aber wo sind denn die Vorbilder in unserer heutigen Gesellschaft? Wo man hinschaut nur Scharlatane, Betüger, Egomanen. Leider ist es in der heutigen Welt doch so, daß jedem laut blökenden Hammel ungeprüft nachgelaufen wird und muß dann, wenn es oft schon zuspät ist, feststellen, das man statt des Bokes nur einem Kastraten nachgelaufen ist der bestenfalls nur für die Schlachtbank gut ist. Gerade jetzt haben doch gewisse Schreihälse wieder hochkonjunktur, versprechen das Blaue vom Himmel, genau wissend, das ihre Versprechen nicht zu halten sind, u n d s i e w e r d e n d e n n o c h g e w ä h l t. Einmal Schaf immer Schaf ??


    Bin Jahrgang 38 und habe leider so manche Erfahrung machen müssen !!


    Was habe ich denn wohl Meinung nach besser gemacht? Nun, ich habe 3 Kinder zu lebenstüchte, kritische und soweit ich es beurteilen kann, gerechte Menschen erzogen, die mit beiden Füßen im Leben stehen. Deren Eltern immer für sie da waren, wenn sie gebraucht wurden, und vor Allem, sie haben ihre Grenzen gezeigt bekommen,manchmal auch in harten Disputen.


    Heute heißt es doch,kümmere dich um deinen eigenen Kram usw. Erzieherische Versäumnisse werden mit entsprechendem Taschengeld überbrückt. So könnte man fortfahren, - aber Schuld sind immer andere. Erziehung der Kinder fängt bei einem selbst an. Wer selber keine Disziplien hat, kann keine vermitteln, wer selber kein Grenzen kennt, wird als Beispiel versagen. So sehe ich es.



    LG. Franz

  • Hallo liebe Mitschreiber an diesem Thema,


    ich hab eure Berichte gelesen und komm einfach nicht daran vorbei ohne selbst etwas dazu beizutragen.
    Beim Lesen und darüber nachdenken, hat sich bei mir wieder ein schweres Trauma zurückgemeldet. Retraumatisierung nennt man das wohl. Ich war noch vor der Tumor-Diagnose als Arbeitsvermittlerin in einer ARGE beschäftigt. Wir betreuten dort eben die bereits "verarmte" Schicht, die durch ihre bereits langandauernde Arbeitslosigkeit kaum noch Aussicht auf eine Einstellung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt haben. Ich selbst betreute speziell Rehabilitanden und schwerbehinderte Menschen, denen auf dem Arbeitsmarkt erst recht keine Chance einer Beschäftigung geboten werden kann, trotz aller möglichen Förderungen. Viele der langzeitarbeitslosen Menschen haben die Hoffnung bereits aufgegeben. Früher waren sie zum größten Teil gut ausgebildete Facharbeiter. Mit der Wirksamkeit von Harz IV kam für sie der finanzielle und somit folgend auch der gesellschaftliche Absturz. Manche finden sich jetzt mit dieser Lage ab, aber schon viele ertränken die Hilflosigkeit im Alkohol, werden dann aggressiv und ungehalten. Alkohol im Überfluss und auf Dauer eingenommen schränkt dann bekanntlicherweise schon die Zurechnungsfähigkeit, aber auch die Merkfähigkeit ein. So ist das Aus für diesen Personenkreis bereits vorprogrammiert. Termine werden vergessen, Unterlagen nicht eingereicht,darausfolgend gibt es dann die rechtlich vorgesehen Sanktionen und das Geld wird eingestellt, zum Problem des betrunkenen Arbeitslosen, der weder den Grund noch den Sinn erkennen kann, warum er keine Leistungen mehr erhält. Er wird aufgebracht und macht jeden, der ihm im Amt begegnet für den Zahlungstopp verantwortlich. Ja, und da ich ja in Görlitz gearbeitet hab, welches ja auch aus einer polnischen Stadthälfte besteht, die Grenzen jetzt auch für jedermann offen sind und jeder sich auf dem "polnischen Markt" auch illegal Waffen besorgen kann, werden diese dann sogar benutzt, um sich sein Gehör und sein "Recht" zu verschaffen. Vor 3 Jahren ist mir selbst passiert. Mich hat ein betrunkener Arbeitsloser, der dazu auch noch sehr stark seelisch behindert war, mit einer Schusswaffe bedroht, da er glaubte, ich könne ihm dann ganz schnell das Geld aus meinem Schreibtisch geben. Zum Glück hat ein Mitarbeiter sofort die Polizei gerufen, die den Täter dann mitnahmen. Er wurde aber abend wieder entlassen, von ihm gehe keine wirkliche Gefahr aus.....Zum Glück für mich, aber vielleicht auch für ihn, hat er sich selbst umgebracht und ich brauch keine Angst mehr zu haben, ihm jemals wieder leibhaftig zu begegnen. Mir reichen schon noch all diese Gedanken an diesen Tag und all die Bilder, die mir manchmal wieder im Kopf erscheinen, wenn ich durch andere Vorkomnisse wieder daran erinnert werde. Man, ich dachte eigentlich es ist durch.Ja, aber er war eben auch nur Opfer dieser Gesellschaft > einmal im Abseits >>> immer im Abseits.
    Das gleiche hab ich jetzt wieder selbst merken müssen. Nach der Chemo ging es mir ja nicht so gut und ich bin froh, hier im Forum immer so gute hilfreiche Unterstützung zu bekommen.
    Die Ärzte sagten, ich könne nach der Chemo selbst nichts tun, soll abwarten. Die Ärzte bei der Reha stellten sofort fest, dass ich nicht mehr leistungsfähig werden würde und keine Aussicht mehr auf eine Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt hätte. Und dann hat auch der MDK festgelegt, dass eine Arbeitsfähigkeit nicht mehr erreichbar wäre, ich müsse Erwerbsminderungsrente beantragen. Na toll, und wer fragt mich dazu??????
    Auch hier geht es nur um die finaziellen Belange der Sozialleistungsträger. Keiner will zahlen.
    Ich werd mich jetzt trotzdem erstmal um mich kümmern, hab ja durch das Forum viele neue Sachen im Rahmen der Homöopathie gefunden, über die ich mich selbst auch näher informieren möchte.
    Vielleicht helfen mir ja die Bachblüten, mein Trauma irgendwann mal ganz verschwinden zu lassen, nicht dass es jederzeit wieder hervorkommt, wie auch damals beim Schülerattentat in Winneden.
    Zum Glück wohn ich ja auch auf dem Land, inmitten grüner Wiesen und Weiden mit Pferden, Schafen und Kühen. Damit bin ich selbst schon aufgewachsen, war seit meinem 6.Lebensjahr im Pferdestall. Wir hatten damals keine Langeweile sondern haben uns gegenseitig erzogen, keiner war besser als der andere, alle mussten wir Pferde putzen und ausmisten oder Stallgasse kehren. Erst dann durften wir reiten.


    Ja Gargoyle, ich bin auch ein Vogelzuhörer und jetzt, wo ich Zeit zu Hause habe, haben wir auch unseren kleinen Garten vergrößert und es gibt jede Menge Blumen, nicht nur für die Bienen, auch für die Schmetterlinge und für mich zum ansehen und daran riechen.


    Ich bin bloß froh, dass ich das alles wieder so intensiv erleben kann, ich hoffe nur, es bleibt mir noch viel Zeit.


    Viele liebe Grüße und bleibt bei eurer Meinung, sie ist richtig und wichtig


    Elke

    >>Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen<< Hermann Hesse

  • Da hast Du ja wirklich ein schlimmes Erlebnis gehabt! Man merkt, dass der Schock noch immer tief sitzt. Hattest Du keinerlei psychologische Betreuung nach diesem Erlebnis? (Was mich nicht wundern würde, denn die Opfer werden ja fast immer vergessen. Hauptsache für den Täter ist gesorgt!)


    Es tut mir sehr leid für Dich, dass Du jetzt selbst durch Deine Krankheit in solche "Mühlen" unseres "Sozialstaates" gerätst. Ich hoffe, Du hast viel Halt in Deiner Familie.


    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Zeit für Dich und Deine Lieben!


    Herzliche Grüße :)


    CorinnaS

  • Hallo Corinna,


    ja, es war fast so, wie du es vermutet hast. Aber ich hatte schon ein bischen Unterstützung. Der Mitarbeiter, der damals die Polizei alarmierte, gab mir die Telefonnummer des "Weißen Ringes", damit ich mir dort Hilfe suchen konnte. Es waren sehr zugängliche und verständnisvolle und vor allem hilfsbereite Menschen. Durch sie wurde ich auch ganz schnell bei einer Psychotherapeutin zur Akutbehandlung angenommen. Auch hatten sie mich in der Psychiatrischen Institutsambulanz angemeldet. Von dort aus wurde ich in die Tagesklinik für Psychotherapie eingewiesen, leider ging aber dort mein Therapeut weg und nahm mich nicht mit, da er der meinung war, ich bräuchte noch viel Zeit in der Tagesklinik. Also ging ich zurück zu meiner vorherigen Psychologin. Nach einem weiteren halben Jahr wurde ich dann in die psychosomatische Klinik eingewiesen, um dort intensiver weiterbehandelt werden zu können, aber, und da kommen wir wieder zu den finanziellen Einschränkungen, dort wurde ich als arbeitsfähig entlassen und nach einer stufenweisen Wiedereingliederung sollte dann alles wieder in Ordnung sein. So meinte es insbesondere die Berufsgenossenschaft, die die Tat nicht mal als einen Arbeitsunfall anerkennen wollte, sie hielten als Begründung eine schwere Kindheit vor, nur weil ich überwiegend bei meinen Großeltern ausfgewachsen war, denn meine Eltern waren arbeiten und Kindergarten gab es ja zu dieser Zeit noch nicht. Dabei hatten bestimmt wenige so eine schöne Kindheit,wie ich und meine Geschwister. Bei meinem Opa durften wir auf dem Hof vieles ausprobieren. Wir haben kleine Entchen dressiert, Deckenzelte gebaut und hatten unser eigenes Beet im Garten...und der Weg zum Pferdestall war viel kürzer.
    Aber zurück zum eigentlichen Thema. Du hast Recht damit, dass sich alles um den Täter gedreht hat. Er bekam von meinem Arbeitgeber ein halbes Jahr Hausverbot und das wars auch. Ich sollte den Fall privat zur Anzeige bringen. Hatte aber schon ein Richter gemacht. So graute mir lange vor dem noch kommenden Prozess.
    Dass der Täter aber bereits verstorben war, erfuhren wir 2 Monate später durch eine Nachfrage zum Vermittlungsstand. Nicht einmal meine Anwältin, die mich im Namen des Weißen Ringes vertreten hat, wurde informiert. War ja auch nicht wichtig........
    Zu meinem großen Glück hatte mir eine Mitpatientin die schöne ruhige Kapelle "Raum der Stille" gezeigt. Dort habe ich viele Stunden verbracht und dabei einen wunderbaren Menschen, den Seelsorger des Klinikums kennengelernt. Wir haben seit dem viele lange Gespräche geführt, die mehr geholfen haben, als alle Psychologen und Ärzte, die nur nach ihrem Chema behandeln. Wir sind noch heut in engem Kontakt und ich weiß, dass ich jederzeit zu ihm gehen kann. Er hat mir auch geholfen, mit der jetzigen Diagnose besser umgehen zu können.
    Ach, und weil Du noch die vergessen Opfer erwähnst. Das Amt für Entschädigung von Opfern von Gewalttaten hat sich im März diesen Jahres zum ersten Mal gemeldet. Sie bearbeiten jetzt den Fall....und wühlen damit wieder alles auf......
    Aber ich kann schon besser damit umgehen, zumal ich hier im Forum Menschen kennengelernt habe, die sich selbst gern um das Wohl anderer bemühen und jedem hilfreich mit den eigenen Erfahrungen zur Seite stehen.
    Dafür allen recht herzlichen Dank. Ich fühl mich hier gut aufgehoben und vieelicht war es ja auch gut, dass ich es jemandem mitteilen konnte, der es auch verstehen kann. Zumal ich sehr großes Mitgefühl von meinen damals dabeigewesenen indirekt mitbetroffenen Mitarbeitern bekomme. Aber auch um sie hat sich niemand mehr gekümmert, waren sie vielleicht von dem Anblick genauso schwer getroffen??? Das können sich aber alle, die nicht dabei waren nicht vorstellen.
    Damals kam dann als einzige reaktion des Arbeitgebers eine Frage, nach möglichen Sicherheitsmaßnahmen. Wir Beschäftigten sollten Vorschläge machen. Aber es durften keine zusätzlichen "nicht vertretbaren"!!!! Kosten aufkommen. Die Sicherheit der Mitarbeiter ist wohl nicht so wichtig, es sei ja auch nur ein Einzelfall gewesen. Kontrollen auf Waffen oder Messer seien unzulässig und wie wir mit den ungehaltenen Leuten umgehen, ist allein unser Problem, gehört ja zum Job dazu.
    Na, nach allem was ich da so geschrieben hab, muss ich mir ja echt überlegen, ob ich dort weitermache.....
    Vielleicht versuch ich doch was mit Tieren, denn wie schon mal geschrieben, Tiere sind ehrlich und wenn man weiß, wie man richtig mit ihnen umgeht, sind sie auch weniger eine wirkliche Gefahr eher durch Ihre Wärme ein Geschenk.

    >>Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen<< Hermann Hesse

  • Das mit den Tieren ist sicher eine gute Idee. Aber wenn Du mit Tieren arbeitest oder Tiere behandelst, denke daran: am Ende der Leine, des Korbes oder des Zügels hängt ein Mensch (der Besitzer nämlich) - GRINS!


    So ging es mir, als ich mit 21 jungen, naiven Jahren meine Tierheilpraxis eröffnete :D . Ich wollte mit Tieren arbeiten, weil die so ehrlich und dankbar sind. Aber, oh Wunder: kein einziges Tier kam alleine in meine Praxis! Überall kam ein Tierbesitzer mit. Genau diese Tierbesitzer fragten mich dann immer wieder, ob ich nicht die Heilpraktikerprüfung für Menschen machen möchte, damit ich auch Ihnen helfen kann. Was ich dann gleich mit 25 tat (vorher darf man kein HP werden).


    Jetzt bin ich 37 Jahre alt und ein bißchen weniger naiv :D . Habe eine Tierheilpraxis und eine für Menschen und es gibt immer Tiere und Menschen, mit denen "kann man" und welche mit denen "kann man eben nicht".


    Mittlerweile kann ich auch nicht sagen, wen ich lieber behandle: Tier oder Mensch. Es macht mit beiden sehr viel Freude!


    In diesem Sinne: alles Liebe und Gute für Deine Zukunft


    CorinnaS

  • Hallo Corinna,


    das ist ja mal ne komische "Belehrung"......, das mit den Menschen am anderen Ende der Leine.....
    Das ist mir schon klar, aber noch bewußter ist mir, dass ja das Wesen des Tieres wesentlich vom Menschen beeinflusst wird. Es gibt Menschen, die lassen den Tieren ihre Freiheit und behandeln sie so,wie sie in der Natur auch leben würden (viel Bewegung, richtiges Futter, aber auch der Sinn nach tiergemäßer Tierliebe)und dann gibt es natürlich auch das Gegenteil, ungesunde Tiere durch die Falschbehandlung des Menschen (falsche Fütterrung, damit Fettleibigkeit, dadurch folgend fehlende Bewegung und alle noch damit verbundenen Krankheiten, oder Menschen, die permanent auf das Tier einreden, es aus Liebe"zu tode" drücken und das Tier irgendwann nervös wird und sich dagegen wehrt.
    Ja, und mit den Menschen allgemein komm ich ja wieder gut klar. Mein Bauchgefühl funktioniert da ganz gut und dass nicht alle Menschen gleich sind, kenn ich ja aus meinem Job. Ein ehemalige Vorgesetzter hat immer gesagt "Man muss sich ja nicht heiraten".
    Und damit hat er recht, allen kann man nicht wohlgetan sein, aber man muss eben damit zurechtkommen. Und Tolleranz war für mich schon immer wichtig.


    So, jatzt wünsch ich allen hier lesenden lieber einen schönen Feiertag und verbringt lieber den Tag draußen im Freien als hier am Netzt. Es sei denn ihr seid mit dem Leppi unterwegs........


    Ein schönes Wochenende


    Elke

    >>Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen<< Hermann Hesse

  • Als "Belehrung" war das nicht gemeint. Es sollte Dich einfach zum Lachen bringen, wenn Du Dir das bildlich vorstellst, wie Tiere ohne ihre Besitzer in einer Praxis einmarschieren :D . Ich glaube, vom Lachen kann man nie genug bekommen!


    Sonnige Grüße


    CorinnaS

  • Oh wie war !


    Ich musst e sehr grinsen, als ich das gerade durch gelesen habe. GENAU so hab ich mir das damals auch vorgestellt. Da war ich auch schon HP und THP und hab ganz klar gesagt: nee, lieber Tiere behandeln, die sind ehrlicher.


    Und auch ich hab nicht drüber nach gedacht, daß ich die meisten Fragen eher nicht dem Tier sonderm seinem Menschen stellen kann/muss/darf........



    Es gibt so ein süßes Buch, ich glaub ich hab das auch hier mal reingestellt: Das andere Ende der Leine. Von Patricia B. McConnell



    Passt sehr gut zu dem Thema.



    Und Elke: Bei allem, was Du schreibst, sehe ich ein sehr starke Frau vor mir, die viel erlebt hat, viel gelernt hat und vieles weitergeben kann !!!!! Auf jeden Fall solltest Du Deinem inneren Gefühl nachgehen!


    Und danke, daß Du Dich hier bei uns so bedankst. Es freut uns immer, wenn wir allein schon "nur" durch unser Zuhören, wenigstens etwas helfen können!


    :thumbsup:

    "Tatsachen hören nicht auf zu existieren, nur weil sie ignoriert werden." (Aldous Huxley)

  • Es freut mich sehr, wenn ich Euch zum Schmunzeln bringen konnte :D , und außerdem tröstet es mich, dass es noch jemanden gibt, der so dachte wie ich :rolleyes: !


    Danke für den tollen Buchtipp :thumbsup:


    Liebe Grüße an Euch alle

  • Hallo liebe Forumfreunde,



    wer heut in die Bild -Zeitung schaut, sieht ein prämiertes Leserfoto von einem tot und plattgefahrenen Eichhörnchen, über das am Strassenrand auch noch der weisse Markierungsstreifen gezogen wurde - für das sehr "witzige" Foto erhält der Volltrottel , ders gemacht hat auch noch 500 Euro!!!!!


    Wegen Geschmacklosigkeit an den Pranger stellen und bespucken wäre hier angebrachter -den verantwortlichen Redakteur der Bildzeitung dazu.




    LG- Jim ?(

  • .................wieder einmal mehr der deutliche Hinweis auf die "Qualität" dieses Schundblatts..............

    "Tatsachen hören nicht auf zu existieren, nur weil sie ignoriert werden." (Aldous Huxley)